Der Osterhase
Meister
Lampe trifft im Wald den Fuchs.
„Na,
schon alle Eier versteckt?“
Mit
einem hämischen Grinsen betrachtet der Fuchs den zierlichen Hasen.
„Ja
sicher. Morgen feiern die Menschen doch das Osterfest. Und die Kinder
freuen sich jedes Jahr
über meine bunten Eier.“
„Pah!"
lacht der Fuchs.
"Wieso machst du das eigentlich?"
„Das
hat schon mein Vater, mein Großvater und mein Urgroßvater so gemacht.
Ich habe es von ihnen übernommen. Es ist eine uralte Tradition in
unserer Familie.“
„Meinst
du nicht, du solltest diesen Brauch
endlich einmal abschaffen? Du
weißt doch gar nicht, ob sich die Kinder überhaupt noch darüber
freuen.“
Verständnislos
schüttelt der Fuchs den Kopf.
„Ich
würde mir diese Arbeit nicht jedes Jahr machen wollen. Sollen die
Menschen selber sehen,
woher sie ihre Ostereier bekommen, wenn sie unbedingt welche haben möchten.
Mir wäre es furchtbar egal. Vermutlich hätte ich die meisten Eier
sowieso vorher schon selber aufgefressen.“
„Siehst
du? Das ist der Unterschied zwischen uns beiden“, bemerkt der Hase.
Er
schaut dem Fuchs fest in
die Augen.
„Du
denkst immer nur ans Futter und an deinen eigenen Vorteil. Du kennst
dieses schöne Gefühl gar nicht, jemandem eine Freude zu bereiten.“
„Will
ich auch gar nicht“, knurrt der Fuchs. „Mir reicht es, wenn ich mir
selber eine Freude mache, indem ich meinen knurrenden Magen beruhige.“
Meister
Lampe schüttelt den Kopf:
„Glaube
mir, Fuchs - es gibt kein größeres Glück, als andere glücklich
zu machen.“
© Helga
Salfer
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