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Eine tolle Idee

 

 

 

„Ach Bernie, da bist du ja! Hast du Lust, dem Papi heute beim Autowaschen zu helfen?“

Frau Behrend bepflanzt gerade ihre Blumenkübel auf der Terrasse mit bunten Sommerblumen. Sie streift die grünen Gummihandschuhe von den Händen ab und wischt sich eine Haarsträhne aus der Stirn.

"Du hattest es ihm doch versprochen“.

„Och nö, bin mit Lars verabredet. Wir wollen gleich in einem Weiher Frösche fangen. Lars weiß, dass es in diesem Weiher viele Frösche gibt“.

Bernie setzt sich auf die Lehne eines Gartenstuhles und schaut seiner Mutter mit verschränkten Armen zu.

Frau Behrend wendet sich ihrem Sohn erstaunt zu.

„Frösche? Was wollt ihr denn mit den Tieren machen, wenn ihr sie gefangen habt?“

Bernie runzelt die Stirn.

„Erinnerst du dich nicht mehr daran? Lars’ Eltern haben doch einen Fischteich im Garten. Da sollen unbedingt noch Frösche rein“

„Ja, stimmt“, erinnert sich seine Mutter. „Aber wie wollt ihr die Frösche denn fangen? Habt ihr ein Netz?“

Bernie schüttelt den Kopf.

„Nee! Wir legen uns einfach auf den Bauch und beobachten die Frösche vom Wasserrand aus. Wenn wir dann ganz schnell sind, können wir sie mit der bloßen Hand schnappen. Cool, nicht?“

„Na ja, ich weiß nicht so recht“. Frau Behrend greift nach einem Besen, um die Blumenerde auf dem Boden zusammen zu kehren. „Und wie wollt ihr die Tiere sicher nach Hause schaffen?“

„Ich hoffe, dieses Mal klappt es“, wirft Bernie ein.

„Wieso?“ Frau Behrend schaut ihren Sohn überrascht an. „Habt ihr es denn schon mal versucht?“

„Ich nicht. Aber Lars war vorgestern allein am Teich und hatte tatsächlich fünf Frösche erwischt“. Bernies Augen leuchten vor Begeisterung.

„Ja, aber dann hat er doch genug. Warum wollt ihr noch mehr?“ Frau Behrend stellt den Besen an die Hauswand und greift zu Handfeger und Kehrblech.

Bernie lacht laut auf.

„Weil ihm alle Frösche wieder weg gehüpft sind“.

Frau Behrend schmunzelt.

„Was? Wie ist das denn passiert? Worin hat er sie denn aufbewahrt?“

Bernie schlägt sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.

„Zu blöde! In einem alten Hut von seinem Vater. Er hat die Frösche unter dem umgestülpten Hut gefangen gehalten. Als er sie dann nach Hause bringen wollte, musste er den Hut umdrehen und ... schwuppdiwupp ... sprangen alle fünf Frösche weg“.

„Alle fünf?“ Frau Behrend schaut amüsiert drein. Verständnislos schüttelt sie den Kopf.

„Klar“, erwidert Bernie eifrig. „Wie konnte der nur glauben, die Frösche blieben sitzen?“

Frau Behrend zuckt die Schultern.

„Das frage ich mich allerdings auch. Aber hast du denn eine bessere Idee?“

Bernie springt von der Lehne des Stuhles.

„Ich glaube schon. Wir nehmen einfach einen kleinen Karton mit einem Deckel drauf“.

„Aber die Tiere müssen auch Luft kriegen, sonst ersticken sie, Bernie“, wirft seine Mutter ein.

„Wir können ja ein paar Löcher in den Deckel schneiden, dann kann nichts passieren“.

„Eine gute Idee, Bernie! Der Karton darf aber auch nicht zu niedrig sein. Die Frösche müssen sich ja bewegen können“.

Bernie nickt zustimmend.

„Ich denke mir, ich habe den richtigen Karton in meinem Zimmer. Ich hole ihn schnell herunter“.

Frau Behrend überlegt einen kurzen Moment.

„Bernie! Bring noch eine Schere und eine Kordel mit“.

„Eine Kordel? Wofür das denn?“ fragt er erstaunt zurück.

„Ihr müsst den Deckel doch festbinden, sonst springen euch die Frösche nachher wieder raus“.

Bernie wirft ihr einen zweifelnden Blick zu.

„Meinst du, die schaffen das?“

Frau Behrend lacht.

„Sicher! Wenn mehrere Frösche in dem Karton herum springen, drücken sie bestimmt den Deckel auf und sind weg“.

„Ach ja! Hab ich gar nicht dran gedacht“. Bernie kratzt sich nachdenklich am Ohr.

„Noch was, Bernie! Ist der Karton auch aus fester Pappe? Er muss schon stabil sein, sonst geht er unterwegs kaputt. Denk mal – die Frösche sind nass, wenn ihr sie aus dem Wasser holt. Die Pappe wird dann weich“.

Bernie läuft zur Terrassentür.

„Ich zeige dir meinen Karton mal“.

Kurz darauf kommt er mit seinem Karton zurück auf die Terrasse.

„Frau Behrend strahlt.

„Oh ja, Bernie! Der ist genau richtig für die Frösche. Hohe Seitenwände, feste Pappe, da kann ja nichts mehr schief gehen. Darin sind die Tiere gut aufgehoben“.

„Ach, Mami, ich habe die Schere und die Kordel vergessen“.

„Schau mal in der Schublade vom Küchenschrank nach, da findest du alles“.

„Ja, mach ich!“

Bernie läuft in die Küche und eilt mit Schere und Kordel zurück.

„Jetzt schneide vorsichtig Löcher in den Deckel“.

Frau Behrend schaut ihrem Sohn über die Schulter. Sie bemerkt, welche Mühe es Bernie macht, die Löcher in den harten Pappdeckel zu schneiden.

„Komm, ich helfe dir“, bietet sie ihm an. „Gib mir mal die Schere und den Deckel“.

Behutsam schneidet sie acht Löcher in den Deckel.

Bernie ist begeistert.

„Super! Jetzt brauchen wir nur noch die Kordel um den Karton binden, wenn wir die Frösche gefangen haben. Dann können sie uns nicht mehr entwischen“.

„Hm!“ entfährt es Frau Behrend. „Eigentlich sollte es nun funktionieren. Dann versucht mal euer Glück. Komm aber nicht zu spät wieder!“

Etwa zwei Stunden später stehen Bernie und Lars vor Frau Behrend.

Stolz zeigen sie ihr sechs Frösche, die sie gefangen haben, und die nun in den Gartenteich bei Lars’ Eltern gesetzt werden sollen.  

 

© Helga Salfer